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Simone könnte alles haben: Einen künstlerischen Beruf, einen schönen und erfolgreichen Mann, einen gut geratenen Sohn, eine tolle Schwiegermutter, ein Leben in der besseren Gesellschaft Mailands, eine riesige Wohnung mit Dachterrasse im Zentrum der lombardischen Metropole. Aber Simone hat nichts von allem, und sie ist selber schuld, sie hat mit ihrer Dickköpfigkeit und ihrem falschen Stolz alles verspielt. Simone ist 41 Jahre alt und lebt in München, zusammen mit ihrem Freund Frank, einem Taxiunternehmer. Die Beziehung ist unaufgeregt. Sie ist zufrieden, er ist unkompliziert und freundlich. Aber es gibt eine Altlast in Simones Leben, von der sie Frank nie etwas erzählt hat: Luca, ihr Sohn. In Briefen an ihn versucht Simone, ihre Vergangenheit, ihre Verletzungen, ihren Schmerz aufzuarbeiten und den Grundstein für ihre Zukunft zu legen.

Briefe an Luca, nicht zum Absenden bestimmt, sondern geschrieben in der Hoffnung, die quälenden Erinnerungen endlich zu verarbeiten ... Psychothriller ohne Verbrechen und Tote.

Nach 3 erfolgreichen Gemeinschaftsproduktionen mit M.E. Straub (zuletzt: "Im Gehege": BA 9/04) gehen die beiden Autorinnen offenbar literarisch getrennte Wege. Während M.E. Straub sich mit "Das Geschenk" (BA 10/06) auf fremdes, biblisches Terrain begab, bleibt M. Borger ihrem alten Genre, dem thrillerartigen, Hochspannung erzeugenden Seelen-Striptease treu. Die Briefe, die an den "Lieben Luca" gerichtet sind und die nie abgeschickt werden sollten, sondern der Protagonistin Simone helfen, sich ihre Qualen von der Seele zu schreiben, entwickeln in ihrer kunstvoll aufgebauten Eskalation eine Rasanz, die den/die Leser/-in nicht mehr loslässt. Ist zunächst unklar, in welcher Beziehung Simone zu Luca steht, so stellen sich mit zunehmender Enthüllung der desolaten Seelenlage Simones immer neue Fragen, bis der/die atemlose Leser/-in am Schluss mit der vagen Hoffnung auf ein glückliches Ende, aber doch zufrieden ob der gelösten Spannung entlassen wird. Für alle Bestandsgrößen dringend empfohlen.