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Am Beispiel eines Vater-Sohn-Verhältnisses gibt Kolbes Roman ein milieusicheres und erfahrungsgesättigtes Zeitbild des Kulturbetriebs der DDR - zugleich eine Studie über die Schwierigkeiten richtigen Verhaltens unter diktatorischen Bedingungen.

Am Beispiel eines Vater-Sohn-Verhältnisses gibt Kolbes Roman ein milieusicheres und erfahrungsgesättigtes Zeitbild des Kulturbetriebs der DDR - zugleich eine Studie über die Schwierigkeiten richtigen Verhaltens unter diktatorischen Bedingungen.

Hinrich Einzweck ist einst vom Westen in die DDR übergesiedelt, wo er seine Familie ziemlich vernachlässigte; nun aber sucht er wieder Kontakt zu seinem Sohn Hadubrand, der sich gerade einen Namen als Komponist macht. Der Vater, anpassungsbeflissener Leiter eines Kulturhauses, scheint um Welten von seinem Sohn entfernt, der - in einem aufreibenden Prozess zwischen Abwehr ideologischer Zumutungen und künstlerischer Selbstfindung begriffen - im DDR-Kulturbetrieb die ganze Erfahrungspalette von durchschaubarer Umgarnung und scheinfürsorglichem Zureden ("Wir verstehen uns"), von gönnerhaftem Wohlwollen bis zu plumper IM-Anheuerung durchläuft. Doch mit fortschreitender Lektüre wird deutlich, wie sehr der Titel nicht nur das Scheitern des Vaters meint, sondern auch die Lebenslüge des Sohnes, der letztlich den faulen Kompromiss des "Faust-in-der-Tasche"-Machens und der Inkonsequenz wählt. Kolbe (zuletzt "Lietzenlieder", ID-G 46/12) hat einen erfahrungsgesättigten, intelligenten, überzeugenden Roman geschrieben, subtil und vielschichtig, milieusicher und bei allem Realismus voller Fantasie. - Breit empfohlen.