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In einer aufgegebenen Parfümmanufaktur am Rande der Tora-Bora-Berge im Osten Afghanistans lebt der britische Arzt Marcus Caldwell. In den Kriegs- und Bürgerkriegswirren hat der mittlerweile Siebzigjährige seine Liebsten verloren: die Ärztin Qatrina, seine afghanische Frau, wurde von den Taliban gesteinigt; Jahre vorher war schon Zameen, ihre Tochter, einen qualvollen Tod gestorben. 1980 war sie im Alter von siebzehn Jahren verschleppt worden und nie mehr zu ihren Eltern zurückgekehrt. Eigentlich hält Marcus nur noch die Hoffnung auf ein Lebenszeichen von Zameens verschwundenem Kind, seinem Enkel Bihzad, am Leben. Als er die Russin Lara in sein Haus aufnimmt, die in Afghanistan nach ihrem Bruder sucht, der vor einem Vierteljahrhundert als Soldat der sowjetischen Armee hierher kam, bricht in den Gesprächen der beiden der ganze Schmerz eines doppelten Familiendramas heraus.

Ein Engländer, eine Russin und ein Amerikaner illustrieren mit ihren tragischen persönlichen Schicksalen die unheilvolle Entwicklung Afghanistans während der letzten Jahrzehnte.

Die Hauptfiguren in Nadeem Aslams neuem Roman (zuletzt "Atlas für verschollene Liebende", BA 10/05) sind nicht in Afghanistan geboren, haben hier aber schicksalhafte Erlebnisse erfahren. Marcus, ein britischer Arzt und Besitzer einer Parfümfabrik in Afghanistan, hat die Russin Lara bei sich aufgenommen, die ihren vermissten Bruder sucht, der während der russischen Besatzung als Soldat Zameen, die inhaftierte Tochter Marcus' erst vergewaltigt, dann ihr aber das Leben gerettet hat. Anschließend verlaufen sich beider Spuren. Auch David, der einst als amerikanischer Geheimdienstmann afghanische Widerstandskämpfer instruierte und kurze Zeit mit Zameen zusammen war, kann nur wenige Aspekte über das Schicksal der beiden beitragen. Nun, viele Jahre nach diesen Ereignissen - inzwischen haben die Amerikaner das Land besetzt -, hat Marcus zudem seine Frau verloren, die von Taliban gesteinigt wurde. Die oft grausame und wenig zimperlich dargestellte Handlung verbindet der Autor mit atemberaubend intensiven und poetischen Bildern. Ein großartiges, bewegendes, das afghanische Dilemma erhellendes Buch.